Die Preußen kommen

Durch den Wiener Kongress (1814 - 1815) wurde das frühere Europäische Staatensystem wiederhergestellt. Dabei gab es allerdings auch etliche Hoheitsveränderungen. So kamen Kurtrier, Kurköln, Aachen, Jülich und Berg zu Preußen. Im Mai 1815 nahm Preußen das Rheinland in Besitz. Ein Jahr später (1816) wurde das Land in Regierungsbezirke und Landkreise eingeteilt, wobei das Gebiet der ehemaligen Grafschaft Manderscheid dem Kreis Wittlich im Regierungsbezirk Trier zugewiesen wurde.

Gerade noch hatte die Eifelbevölkerung von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gehört und die Wirkung dieser Begriffe erfahren. Nun aber wurden die seit alters bestehenden staatlichen Strukturen aufgehoben. Völlig unerwartet wurde man einem Staat zugewiesen, der für damalige Verhältnisse fernab sein Zentrum hatte. Und die Mentalitäten passten auch nicht gerade gut zueinander. Hier kleine Bauern, die der kargen Scholle mühsam ihr Leben abtrotzten, dort Rittersgutsbesitzer und Kätner. Unterschwellig und oft auch offen zeigt man seinen Widerwillen. Und als die ersten Wellen der wieder aufflackernden Französischen revolutionären Bewegung spürbar wurden, war es nicht verwunderlich, dass man förmlich aufbegehrte. Auch in der Eifeler Bevölkerung keimte die Sehnsucht nach einem freien, demokratischen, einigen, großen Deutschem Vaterland.

Diese hatte durch das Wartburgfest 1817 und erst recht durch das Hambacher Fest von 1832 einen starken Schub erhalten. Als dann Studenten und Arbeiterdemonstrationen im Jahre 1848 zur Februarrevolution führten, brach auch in den Rheinlanden die schlummernde Aufsässigkeit durch. Überall brachen Unruhen aus. Volkserhebung kündete sich an. Man gründete freiheitlich gesinnte Zeitungen. Für unseren Bereich war es das in Wittlich aufgelegte "Intelligenzblatt". Hinter all dem stand aber auch die Not, in die die Menschen durch die vergangenen Kriegsjahre und den Niedergang der vereinzelt vorhandenen Industrien (Eisenschmitt) und des eben so seltenen Gewerbes (Wollspinnerei) gebracht worden war. Da half letztlich auch nicht die Preußische Verfassung vom Dezember 1848, die mehr zur Erhaltung fürstlicher Macht denn zur demokratischen Umgestaltung des Staates formuliert war. Sie trug mehr noch dazu bei, dass offener Aufruhr ausbrach. Und als es hieß, Kronprinz Wilhelm von Preußen sei mit Preußischen Truppen zur Niederwerfung der Aufständischen im Rheinland unterwegs, da trafen sich Volksmengen zum Marsch auf die Waffenarsenale, die als Ausdruck volksfeindlicher Militärgewalt angesehen wurden. So erstürmte man im Mai 1849 das Prümer Zeughaus. Als Militär heranrückte, war das Zeughaus bereits geplündert, die Waffen über Wittlich zur Mosel geschafft und dort verschwunden. Mit Erschütterung und Verbitterung musste die Bevölkerung zur Kenntnis nehmen, dass den "Zeughausstürmern" der Prozess gemacht wurde, der mit Todesurteilen und Gefängnisstrafen endete. Jakob Gessinger berichtet, dass auch ein Laufelder Bürger, der bei den Preußischen Truppen ins Saarlouis Dienst tat und zum Wachkommando nach Prüm abgestellt war, mit zwei weiteren Soldaten zum Tode verurteilt und standrechtlich erschossen worden sei.

Der Freiheitstraum des Volkes war ausgeträumt. Politisch zog Ruhe auch in der Eifel ein. Die aber konnte man eher eine "Friedhofsruhe" als echte Überzeugung nennen. Die Kriege gegen Dänemark (1864), gegen Österreich (1866) und gegen Frankreich (1870/71) haben unser Gebiet nur wenig berührt. Sie haben aber mit Sicherheit dem Volk neue Opfer abverlangt.

Ob es eine politische Nachwirkung der aktiven Beteiligung unserer Bevölkerung an den Unruhen um 1848/49 war, dass unser Gebiet erst um die Jahrhundertwende durch die Eisenbahn erschlossen wurde, ist wohl nicht mehr genau nachprüfbar. Denkbar aber ist es. Und vielleicht hätte sie auch da noch auf sich warten lassen, wenn nicht der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 den strategischen Mangel deutlich offenbart hätte. Aufmarschgebiet gegen Frankreich, das war unser Gebiet geworden. Wie sollte da strukturell mehr geschehen, als eben nach strategischen Überlegungen notwendig war. "Preußisch Sibirien" - wer hätte diesen Begriff noch nicht gehört. Er sagt alles, was über die Not und Vernachlässigung der Eifel und ihrer Menschen zu sagen ist. Und so fallen in jene Zeit auch die nicht unerheblichen Bevölkerungsverluste, die auch unser Gebiet durch die Auswanderung vieler Menschen, die sich hier nicht mehr ernähren konnten und hier keine Zukunft sahen, erlitten hat.

Pantenburger Auswanderer

Nach Nordamerika wanderten am 4. Juli 1881 aus:

Der Ackerer Bernhard Kreutz, geboren am 15. Mai 1840 in Landscheidsburg, mit seiner Ehefrau Anna-Maria Borens, geboren am 5. Mai 1836 in Pantenburg, mit ihren fünf Kindern im Alter von 5 bis 17 Jahren. Die Reisemittel waren durch den Verkauf von Liegenschaften und Mobilien gesichert. Ein Jahr später wanderte der Tagelöhner Ferdinand Thar aus Niedermanderscheid mit seiner am 12. November 1832 in Pantenburg geborenen Frau Katharina Steffes (Schneisch) und ihren sieben Kindern nach Nordamerika aus. Weiterhin sind nach mündlicher Überlieferung Mitglieder der Familie Borelbach nach Amerika ausgwandert. Sie sind jedoch bei Josef Mergen - Amerika-Auswanderung aus dem Kreis Wittlich - nicht zu finden.

Der "Kulturkampf"

Die drei siegreichen Kriege Preußens ließen aber schließlich auch bei den Eifelern allmählich die Bereitschaft keimen, den Staat anzuerkennen und als ihre Heimat zu verstehen. Doch dieser keimende Sproß erlebte bald eine eisige Kälte, die im Kanzelparagraphen (Mißbrauch des geistlichen Amtes zur Gefährdung des öffentlichen Friedens wird mit Strafen bedroht), dem Pre